Agit 883, Nr. 74, linksradikale Zeitschrift der Berliner Studentenbewegung
vom 15. 1.1971, 12 Seiten, Großformat
Zustand: 0-1 (Definition)
Preis: 35,00 €
Zusätzliche Informationen:
Agit 883 56 51, später zum geläufigeren Agit 883 verkürzt, war eine anarchistisch-libertäre Zeitschrift aus der Linken Szene West-Berlins, die mit wechselnden Untertiteln und in wechselnder Zusammensetzung der Redaktion von Februar 1969 bis Februar 1972 erschien. Sie gilt in Bezug auf die gewählten Themen, ihre Sprache und die Aufmachung (Illustrationen mit Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation) als typisches Blatt der späten Studentenbewegung. Die Zahl im Titel der Zeitschrift war die Telefonnummer der Redaktion bzw. der Wohngemeinschaft und des Mitherausgebers Dirk Schneider in der Uhlandstraße 52 in Berlin-Wilmersdorf
Das kollektive Zeitungsprojekt wurde von Schneider nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras am 2. Juni 1967 als Plattform einer linken Gegenöffentlichkeit konzipiert und vorangetrieben. Anfangs war Agit 883, mit einer Auflage von bis zu 6000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert und von der Kritischen Theorie inspiriert. Sie wandelte sich später in ein explizit anti-leninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung.
In Ausgabe 62 vom 5. Juni 1970 erschien in der Zeitschrift als erste öffentliche programmatische Erklärung der linksextremistischen Terrororganisation RAF der Text RAF, Die Rote Armee aufbauen! [Gründungspapier und Strategieanweisung], dessen Abdruck Holger Meins durchgesetzt hatte. Das Heft kam auf den Index und der verantwortliche Redakteur Karl musste untertauchen. Über die Frage der aktionistischen Linie und der Einstellung gegenüber der RAF zerstritt sich die letzte Redaktion und es kam im April/Mai 1971 zur Abspaltung einer Gruppe, die fortan die Zeitung Fizz herausgab. Wiederholte Beschlagnahmen der Auflagen trugen zum Ende beider Projekte bei.
Nachfolger der Agit 883 waren die kurzlebigen 883 Hannover, 883 Bremen sowie die lokalen Zeitschriften Bambule, Berliner Anzünder und Hundert Blumen. (Wikipedia)
Heft der bekanntesten und bedeutendsten Zeitschrift der Westberliner neoanarchistischen Studentenbewegung, die im Laufe ihrer Erscheinungszeit immer radikaler und militanter wurde und den strategischen Einsatz von Gewalt durch Stadtguerillagruppen (Rote Armee Fraktion) und den bewaffneten Widerstand gegen die konservative und imperialistische Politik in Deutschland und im Ausland im US-Vietnamkrieg befürwortete, insbesondere die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen des Vietcong, der Black Panther Party und den Kämpfen in Palästina, Italien, Guatemala, Angola u.a., herausgegeben von einem Kollektiv, dem Dirk Schneider und Mitglieder der RAF wie Holger Meins, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Michael Baumann u.a. angehörten. Die Zeitung wurde von der Regierung streng überwacht und viele Ausgaben wurden beschlagnahmt oder zensiert (Nr. 26, 53, 58-63, 68-75 und 84).
Inhalt:
- RED, Klassenkampf Polen gegen Parteiherrschaft und Staatskapitalismus / Guinea gegen Kolonialismus und Völkermord (TB)
Fritz Teufel, Antrag [in seinem Strafprozess in München]
RED, Prozeßtermine, S. 2
RED, Aufruf [die gefangenen Genossen in Moabit zu besuchen, plus Liste von 29 Gefangenen], S. 2
Gerhard Mehrer, Schlusswort des Genossen Mehrer [“Freiheit für alle vom Imperialismus und Faschismus inhaftierten Genossen / Indem wir den Klassenkampf organisieren, zeigen wir uns praktisch solidarisch!”], S. 2
O.N., Springer und Franco / Wir und Breschnew [über die Praxis und Schwierigkeiten der Solidarität für die zum in Spanien zu Tode erurteilten Genossen in Burgos], S. 3
Schwarze Hilfe, Hilfsorganisation der schwarzen Zellen für ALLE Genossen in den Gefängnissen oder auf der Flucht [Finanzbericht], S. 3
O.N., Zerschlagt den Staatskapitalismus / Nieder mit der Bürokartenclique / Die Macht der Partei kommt aus Panzern und Gewehren / Polnische Arbeiter zerschlagen Parteibüro [Bericht über den Arbeiteraufstand in Polen], S. 4
O.N., Solidarität mit Rudi Dutschke / Rudi Dutschke und der Niedergang der bürgerlichen Demokratie in Großbritannien [“Nieder mit Heath, Maudling und anderen Galgenvögeln ! Unterstützt die Studenten in Aarhus, die Rudi dort eine Assistentenstelle vermitteln wollen! / Solidarität mit Rudi! / Solidarität mit allen, die von den Schweinen ausgewiesen, verfolgt oder eingekerkert werden! / Solidarität mit dem Kampf der englischen Arbeiterklasse gegen das Regime der Schweine!!!!!!!”], S. 5
O.N., Die Befreiung der Arbeiter kann nur das Werk der Arbeiter selbst sein / Gewalt um der Gewalt willen? / Weathermen / Propaganda der Tat / Revolutionäre Militanz / Industriegewerkschaft Metall in Berlin: Korrupt und arbeiterfeindlich [Schwarze Zellen sind “Anarchisten mit leninistischen Organisationsmodell”], S. 6
O.N., Verbrecher am Werk / Brandanschlag (FZA), S. 7
Young Lords, Vom Bandenkrieg zur Revolution (1. Teil) [zur Selbstorganisation von Puerto Ricanern in den USA], S. 8
O.N., Im Betrieb. DAK ein moderner Großbetrieb [über die Arbeitsbedingungen in der deutschen Angestellten Krankenkasse], S. 9
O.N., Die 10 Gebote des Personals [der DAK Berlin], S. 9
O.N., Siemens, Krupp & Mannesmann führen die Faschisten an! / Bonn und die Invasion in Guinea / Die Politik der portugiesischen Bourgeoisie / Westdeutsche Interessen in Portugal du Kolonien / Militärische Unterdrückung, S. 10
O.N., General Motors muß zerschlagen werden / All Power to the people! /Revolution in our Lifetime! [über die Politik des Konzerns in den USA], S. 11
RED, Kampf dem Verbot der Roten Zellen! [die Roten Zellen an den Berliner Hochschulen wurden vom Senat für verfassungswidrig erklärt], S. 11
O.N., Mollis in Tüten (FZA) [Artikel über einen Gerichtsprozess gegen einen 21 jährigen Angeklagten, der auf der Straße mit einem Molotow-Cocktail erwischt worden ist], S. 12
O.N., Verurteilt endlich diese Richter ! Urteile deutscher Richter, die zu denken geben [Aufstellung über Freisprüche und milde Verurteilungen von Nazimördern und Polizisten], S. 12
O.N., Berliner Justiz Protestiert [gegen einen Freispruch eines Nazirichters durch das Freiburger Schwurgericht], S. 12